Heumulchverfahren

Definition

Bei dem Heumulchverfahren wird Heu, das von besonderen Spenderflächen stammt, in Form einer Mulchdecke auf Empfängerflächen aufgetragen. Ziel ist die Begrünung mit autochthonen -, standortheimischen Arten oder deren Ökotypen.

Kleinparzellenversuch zum Heumulchverfahren mit Auftrag von zu verschiedenen phänologischen Entwicklungsstadien gewonnen Material, Versuchswesen Abt. 4: Grünlandwirtschaft und Futterbau, Agrarökologie, LÖLF (© Foto A. Neitzke)

Auswahl der Spenderfläche

  • Der Vegetations-/Biotoptyp der Spenderfläche entspricht weitgehend dem Entwicklungsziel der Empfängerfläche.
  • Der Standort der Spenderfläche entspricht möglichst weitgehend dem der Empfängerfläche (evtl. Bodenuntersuchung durchführen).
  • Auf der Spenderfläche ist ein möglichst hoher Anteil am biotoptypischen Artenspektrum vorhanden.
  • Die Spenderfläche weist eine bezogen auf die Empfängerfläche ausreichende Größe auf.
  • Es besteht eine möglichst geringe Entfernung zwischen Spender- und Empfängerfläche.

Durchführung

Der Aufwuchs der Spenderflächen wird geschnitten und die Heuwerbung in klassischer Weise durchgeführt. Die Beerntung kann sich an der Samenreife von Zielarten ausrichten (s. Mahdgutübertragung). Auf eine schonende Behandlung des Materials ist zu achten. Optimal ist ein Lagerraum mit der Möglichkeit zur Nachtrocknung. Rundballen haben den Vorteil, dass auf den Transportwegen und der Lagerung weniger Samen ausfallen und auch die Aufbringung der Mulchschicht sich im Vergleich zu Großballen leichter durchführen lässt. Generell können aber die vor Ort verfügbaren Geräte eingesetzt werden. Der Verlust an Samen ist höher als bei der Verwendung von Frischmulch. Für besonders hochwertige Bestände, von denen meist auch nur kleine Flächen vorhanden sind, kann die Trocknung des Schnittgutes auf großen Siloplanen erfolgen, die auch der Abdeckung bei Regenschauern dienen. Die während der Trocknung ausgefallenen Samen werden im Anschluss an die Abpackung des Heus zusammengefegt und am besten in Pappsäcke gefüllt. Der Lagerungsort ist trocken und kühl zu wählen. Das Heu sollte nicht länger als 2 bis 3 Jahre lagern, da die Keimfähigkeit nachlässt.

Vor dem Aufbringen des Materials ist die Empfängerfläche analog zur Mahdgutübertragung vorzubereiten. Das aufgebrachte Material wird zweckmäßigerweise mit einem Heuwender über die Fläche verteilt. Die Mulchschicht kann wie bei der Mahdgutübertragung ca. 3 – 5 cm mächtig sein. Das Verhältnis von Spender- und Empfängerfläche liegt eher etwas höher als bei der Mahdgutübertragung, da der Samengehalt des Spendermaterials im Allgemeinen geringer ist.

Pflege

Nach dem Auflaufen der Pflanzen ist im Herbst bei zu hohem Anteil unerwünschter Konkurrenzpflanzen mindestens ein Schröpfschnitt vorzusehen. Bereits im ersten Jahr nach der Übertragung ist im Allgemeinen die am Zielpflanzenbestand orientierte Nutzung mit einem standorttypischen Ertrag möglich. Nachfolgende notwendige Mahd bzw. Beweidung sowie Düngung richten sich nach dem Zielzustand. Eine entsprechende dauerhafte Grünlandpflege ist für das Erreichen und die Sicherung des Entwicklungsziels notwendig.

Einsatzmöglichkeiten und Entwicklung

Das Verfahren eignet sich zur Entwicklung von Pflanzengesellschaften des Grünlandes insbesondere, wenn eine Selbstberasung nicht erfolgversprechend ist, und eine geeignete Spenderfläche in der Umgebung, zumindest jedoch im Naturraum/Großlandschaft, zur Verfügung steht. Als Alternative zur Mahdgutübertragung bietet es sich dann an, wenn die Begrünung nicht zum Zeitpunkt der Beerntung, sondern erst später vorgesehen ist. Auch kann bei nur sehr kleinen Spenderflächen, eine größere Menge Material verschiedener Flächen angesammelt und in einem Arbeitsgang aufgebracht werden. Ferner ist durch freiere Wahl des Aussaatzeitpunkts die Berücksichtigung des Keimverhaltens wichtiger Zielarten möglich.


Kombination mit anderen Methoden

Sollte die Etablierung von Arten gewünscht werden, die in der Spenderfläche fehlen, eine nicht zum Mahdzeitpunkt passende Samenreife aufweisen oder bekanntermaßen schlecht mit dem Heu zu übertragen sind, so kann eine ergänzende Einsaat im Allgemeinen als Handsaat erfolgen. Hierzu bietet sich per Hand gesammeltes Saatgut dieser Arten aus der Spenderfläche oder aus dem lokalen Umfeld bzw. von vermehrtem Saatgut lokaler Herkünfte an. Die Verwendung von zertifizierten Regiosaatgut sollte eher vermieden werden, da so das Ziel der Verwendung lokaler Herkünfte nicht mehr erreicht werden kann. Eine zukünftige Verwendung dieser Fläche als Spenderfläche im Sinne dieses Konzeptes wäre dadurch außerdem nicht mehr möglich.

Bewertung

Das Heumulchverfahren ermöglicht wie die Mahdgutübertragung im Gegensatz zur Ansaat die Übertragung relativ vollständiger Grünlandgemeinschaften mit einer hohen standorttypischen genetischen Varianz. Eine Begrünung ist sicher zu erzielen, der Samengehalt des Spendermaterials allerdings im Allgemeinen geringer als beim frischen Mahdgut. Das Arteninventar wird zumindest im ersten Jahr nicht nur vom Spenderbestand sondern auch stark vom Diasporenvorrat im Boden bestimmt. Das Auflaufen von Arten mit geringer Individuenzahl im Spenderbestand ist nicht immer gewährleistet, daher ist das Ergebnis kaum mit letzter Sicherheit vorhersagbar. Die Übertragungsmöglichkeit von Insekten der Spenderfläche dürfte deutlich schlechter sein als bei der Mahdgutübertragung.

Bei nur sehr kleinen Spenderflächen kann eine größere Menge Material verschiedener Flächen angesammelt und dann in einem Arbeitsgang aufgebracht werden. Ferner ist durch freiere Wahl des Aussaatzeitpunkts die Berücksichtigung des Keimverhaltens wichtiger Zielarten möglich. Eine gute Trocknung muss gewährleistet sein und ausreichende Lagerkapazitäten müssen bestehen.
Im Vergleich z. B. zu Ansaaten und der Verwendung von Wiesendrusch besteht wie bei der Mahdgutübertragung der Nachteil, dass der Aufwuchs für den Bewirtschafter der Fläche in diesem Jahr nicht als Viehfutter nutzbar ist.